Demenz –
was dahinter steckt

Rund 1,6 Millionen Menschen sind heute in Deutschland an Demenz erkrankt. Aufgrund des demographischen Wandels wird vorausgesagt, dass sich diese Zahl bis zum Jahr 2050 drastisch erhöhen wird. Daher werden in den nächsten Jahren viele Maßnahmen nötig werden, um mehr Pflegeplätze für Demenzkranke zu schaffen.

Was ist Demenz?

Unter Demenz versteht man ein psychiatrisches Syndrom, welches bei verschiedenen degenerativen und nichtdegenerativen Erkrankungen des Gehirns erscheint. Als entscheidendes Erkennungsmerkmal dieser Krankheit gilt der Verlust der geistigen Leistungsfähigkeit. Wie eine Demenz verläuft kann nicht pauschal gesagt werden, jedoch treten anfangs meist Störungen des Kurzzeitgedächtnisses und der Merkfähigkeit ein. Später können auch bereits eingeprägte Inhalte des Langzeitgedächtnisses nicht mehr abgerufen werden. Die Erkrankten verlieren nach und nach die Fähigkeiten und Fertigkeiten, die sie während ihres Lebens erworben haben.

Wie häufig ist eine Demenz?

Die Wahrscheinlichkeit an einer Demenz betroffen zu sein steigt mit zunehmendem Alter an. Denn von den 65- bis 69-Jährigen leiden nur 1,2 Prozent an einer Demenz. Personen zwischen 80 und 84 Jahren sind schon zu 13,3 Prozent betroffen und mit über 90 Jahren liegt die Wahrscheinlichkeit einer Demenzerkrankung bei 34,6 Prozent. Größtenteils ist das weibliche Geschlecht betroffen, was vor allem an der höheren Lebenserwartung von Frauen liegt.

Im Durchschnitt erhöht sich die Zahl der an Demenz Erkrankten jedes Jahr um 40.000, wobei vorausgesagt wird, dass sich bis zum Jahr 2050 die Anzahl aufgrund der erhöhten Lebenserwartung und der geburtenstarken Jahrgänge mindestens verdoppeln wird.

Welche Symptome treten auf?

Es existieren typische Symptome für eine Demenz, die im Krankheitsstadium auftreten können. Sie können, müssen aber nicht gleichzeitig auftreten. Keines dieser Symptome tritt ausschließlich bei einer Demenzerkrankung auf. Sie können ebenso Kennzeichen für eine seelische Krankheit oder eine Erkrankung des Gehirns sein.

 In erster Linie tritt bei einer Demenz ein Nachlassen des Kurzzeitgedächtnisses auf. Ferner können die Kommunikation und Sprache, das logische Denken, die visuelle Wahrnehmung und die Fähigkeit zur Konzentration und Aufmerksamkeit betroffen sein. Viele Demenzkranke haben außerdem Probleme bei der Planung komplexer Abläufe wie der Organisation eines Festes. Ein Antriebsverlust und Veränderungen der Persönlichkeit können gleichermaßen auftreten. Weitere Symptome sind Teilnahmslosigkeit, Aggressionen, Angst, Depressionen Weinanfälle und Unruhe. In einem fortgeschrittenen Demenz-Stadium treten darüber hinaus oft körperliche Symptome wie Blasenschwäche oder Verstopfung auf.

Stellen Sie bei sich oder Angehörigen Symptome wie Gedächtnisschwierigkeiten oder andere Veränderungen der Denkfähigkeit fest, sollte ein Arzt aufgesucht werden, um die Ursachen dafür festzustellen. Denn durch eine frühzeitig erkannte Demenz kann der maximale Nutzen aus den verfügbaren Behandlungsmöglichkeiten gezogen werden.

Die häufigsten Symptome im Überblick

  • Nachlassendes Erinnerungsvermögen
  • Störung der Orientierung
  • Störung der Auffassung
  • Störung der Sprache

Was sind die Ursachen einer Demenz?

Eine Demenzerkrankung kann durch unterschiedliche Ursachen bedingt sein. Man unterscheidet hier zwischen primären und sekundären Formen der Demenz: bei der primären Form fängt der Krankheitsprozess direkt im Gehirn an und ist irreversibel, d.h. er kann nicht mehr rückgängig gemacht werden. Als häufigster Typ der primären Demenz gilt Alzheimer, was die Ursache für rund zwei Drittel aller Demenzerkrankungen ist. 20 Prozent machen vaskuläre, d.h. gefäßbedingte, Demenzen aus und 15 Prozent der Betroffenen leiden unter einer Mischform. Die sekundäre Demenz ist hingegen durch andere Erkrankungen bedingt wie Stoffwechselerkrankungen, Depressionen, Hirntumore oder Vergiftungserscheinungen. Jedoch macht diese Form nur ca. 10 Prozent aller Fälle aus.

Überblick über die Ursachen primärer und sekundärer Demenz

Primäre DemenzSekundäre Demenz
AlzheimerInfektionen
Vaskuläre Demenz (gefäßbedingt)Drogenvergiftung
Mischform zwischen Alzheimer- und vaskulärer DemenzDepressionen
Frontotemporale DemenzStoffwechselkrankheiten
Parkinson-DemenzSauerstoffmangel
Lewy-Body-Demenz (Lewy-Körperchen-Demenz)

Kann man einer Demenz vorbeugen?

Grundsätzlich gibt es keine Möglichkeiten, mit denen man eine Demenz völlig ausschließen kann. Allerdings kann man durch bestimmte Maßnahmen den Ursachen einer Demenz entgegenwirken. So sollte man sich zum Beispiel bei Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen. Übergewicht, Rauchen oder Diabetes behandeln lassen, um Durchblutungsstörungen des Gehirns zu verhindern. Ein gesunder Lebensstil mit ausgewogener Ernährung und regelmäßiger körperlicher Betätigung kann ebenso einer Demenz entgegenwirken. Weitere Maßnahmen zur Vorbeugung gegen Demenz sind die Behandlung von Depressionen und der Ausgleich von Vitamin- und Hormonmangelzustände.

Wie verläuft eine Demenz?

In den meisten Fällen verläuft eine Demenz schleppend. Daher ist eine Einteilung in verschiedene Stadien nur beschränkt möglich, wobei die Übergänge eher fließend sind.  Die Einteilung in Stadien orientiert sich am Grad der Selbständigkeit, d.h. es wird betrachtet, wie viel Unterstützungsbedarf der Betroffene benötigt. Die einzelnen Stadien kennzeichnen sich wie folgt:

StadiumSelbständigkeitBenötigte Hilfe
Leichte Demenz Gering eingeschränkt Bei anspruchsvollen Aktivitäten
Mittelschwere DemenzSehr stark eingeschränktBei der Selbstversorgung und einfachen Aktivitäten
Schwere DemenzKeine Bei allen Aktivitäten

Wie wird die Diagnose gestellt?

Die Diagnose Demenz oder im Volksmund auch Altsheimer genannt sollte von Fachkundigen wie Neurologen, Psychiatern oder Geriatern gestellt werden. Aber auch Gedächtnisambulanzen oder sogenannte Memory-Kliniken sind auf diese Krankheit spezialisiert.

Der zuständige Arzt befragt zunächst den Betroffenen und die Angehörigen, ehe eine Diagnose gestellt wird. Somit kann der Krankheitsverlauf am besten nachvollzogen werden. Dadurch dass viele Betroffene ihre Symptome verschweigen, sind die Angehörigen eine große Hilfe für die Stellung der Diagnose. Es folgen neuropsychologische Tests mit dem Ziel, eine Demenz von leichten Vergesslichkeiten oder Depressionen abzugrenzen. Gegebenenfalls zieht es der Arzt in Betracht, durch eine Computer- oder eine Kernspin-Tomografie Bilder vom Gehirn zu machen, um Veränderungen ausfindig zu machen. Werden hingegen Stoffwechselstörungen oder Vergiftungen vermutet, so werden Blutuntersuchungen vorgenommen.

Grundsätzlich sind all diese Untersuchungen nur mit dem Einverständnis der Betroffenen durchführbar. Jedoch ist eine Diagnose wichtig, um möglichst früh einen Behandlungsplan erstellen zu können und dadurch Hilfestellungen in verschiedenen Lebenslagen zu erlangen. Auch für die Angehörigen ist die Diagnose eine Möglichkeit, sein eigenes und das Leben des Betroffenen zu planen.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Sowohl bei den seltenen reversiblen Demenzen als auch bei den nicht heilbaren Formen sollte eine Therapie durchgeführt werden. Denn eine frühe Behandlung kann auch eine nicht heilbare Demenz positiv beeinflussen. Dabei werden die Symptome der Hirnleistungsstörung verringert, das Fortschreiten der Krankheit hinausgezögert und damit die Lebenssituation der Betroffenen deutlich verbessert. Jede Demenz wird individuell behandelt, da es keine pauschalen Symptome gibt. Die Behandlungsmöglichkeiten werden nach medikamentösen und nicht-medikamentösen Maßnahmen gegliedert.

Zu den nicht-medikamentösen Therapien rechnet man folgende Maßnahmen:

  • Training der alltäglichen Fertigkeiten
  • Psychotherapie
  • Gedächtnistraining
  • Verhaltens- und Sozialtherapie

Über den Einsatz von Medikamenten und sonstigen Mitteln sollte der zuständige Arzt zusammen mit dem Betroffenen und den Angehörigen entscheiden.

Wie sollte man mit der Diagnose Demenz umgehen?

Eine Demenz bedeutet in erster Linie einen großen Einschnitt in das Leben der Betroffenen und Angehörigen. Es tun sich viele Fragen auf, wie es nach der Diagnose weitergeht: Kann der Betroffene im Kreise der Familie unterstützt und im Bedarfsfall gepflegt werden? Ist ein Wohnen in der vertrauten Umgebung weiterhin möglich? Sollte professionelle Hilfe angefordert werden? Benötigt der Betroffene einen Platz im Pflegeheim?

Es gibt keine einheitliche Antwort auf diese Fragen, da von Fall zu Fall abgewogen werden muss, wie das Leben nach der Diagnose gestaltet wird. Meist fühlen sich demente Menschen in der eigenen Wohnung am Wohlsten, jedoch können Angehörige oft keine ausreichende Betreuung und Pflege bieten. Hier können ambulante Pflegedienste durch die Übernahme der Grundversorgung der Betroffenen eine große Hilfe darstellen. Wird sich hingegen für ein herkömmliches Pflegeheim entschlossen, sollte gründlich geprüft werden, ob hier die Versorgung Demenzkranker sichergestellt werden kann. Mittlerweile bieten viele Pflegeeinrichtungen spezielle Angebote an, die sich nach den Bedürfnissen dementer Menschen orientieren.